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[Konzept]
Wie baut man ein Gebäude ohne konkretes Grundstück? Wie baut man ein Gebäude, bei dem Stadtplanung im klassischen Sinne nicht anwendbar ist? Wie baut man ein Gebäude
an einem Ort des Wandels in dem die Umgebung einer konstanten Metamorphose unterliegt? Wie baut man ein Gebäude, das seinen Standort wechseln soll? Mein Entwurf reagiert auf diese Fragen mit einem möglichst
neutralen Ausstellungsraum, der ungerichtet ist. Die quadratische Grundform ermöglicht ein Zentralbau, der keine Seite einer anderen überordnet. Konsequenterweise soll man das Gebäude von der Mitte aus betreten
und die Fassaden frei von Zugängen lassen.
Wie schafft man Aufmerksamkeit? Wie zeigt man den Menschen dass ein Ort sich verändert? Kirchtürme, oder Hochhäuser, alle streben sie nach Höhe um ihre Wichtigkeit
zu unterstreichen. Auch dieser Ort wird von der majestätischen Kulisse der Hochöfen gekrönt, die mit ihrer Silhouette das Erscheinungsbild der Region prägen. Der Informationspavillon als Symbol für den Wandel
sollte daher also auch eine gewisse Höhe erreichen, um seiner Funkion als „Landmark“ gerecht zu werden. Da das Raumprogramm aber kein „grosses“ Gebäude ermöglicht, wird es über einem Luftgeschoss
aufgeständert. Es erhebt sich vom Boden um Ausblicke zu ermöglichen und Präsenz im Raum zu zeigen. „Skip“ wird allerdings, im Gegensatz zu der vertikalen Ausrichtung der Hochöfen, von der Horizontalen
geprägt, um sich durch die kontrastierende Formensprache abzusetzen und somit mit dem Bestand nicht in Konkurrenz zu treten, sondern diesem als Zeuge des Aufstieges der Südregion die Vorreiterrolle in der Skyline
zu belassen. Die Kontrastwirkung stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Aufmerksamkeit auf den Pavillon zu lenken. Ausserdem bietet es sich funktional an, das Raumprogramm möglichst zusammenhängend in einem
Geschoss kompakt zu bĂĽndeln.
Wie inszeniert man einen Ort, der sich wandelt? Wie reagiert man auf ein Areal von grosser geschichtlicher Bedeutung, an dem man den gesellschaftlichen Wandel der
letzten 100 Jahre lesen kann und das zugleich den Ausgangspunkt fĂĽr die zukĂĽnftigen Anforderungen der Gesellschaft an Stadtstruktur darstellt? Wie schafft man Neues ohne den Respekt vor dem Alten zu verlieren?
[Struktur]
Der Pavillon erhebt sich über einer Fläche aus „roter Erde“, dem Grundstein für die Entwicklung der Gemeinden Esch und
Sanem vom primären Sektor zur Industriestadt. Über diesem symbolischen Fundament scheint ein gläserner Baukörper zu schweben, der den Wandel von der Schwerindustrie zu dem heranwachsenden Innovationsstandort
Belval dokumentieren soll.
Getragen wird dieser von drei massiven Baukörpern, die die Historie des Gebietes auf eine abstrakte Art und Weise
interpretieren. Die Fassaden dieser „Säulen“ bilden eine grossflächige Vitrine, gefüllt mit „Samples“ von der bewegten Geschichte der Stahlindustrie. Auf diese Weise wird der persönliche, von vielen
Bewohnern der Minette - Region mit vielen Erinnerungen behafteten, emotionalen Bezug zu dem Ort geschaffen. Die Fassade besteht also z.B. aus Eisenerz oder Schlacken, Abrissmaterialien oder der wiedergekehrten Natur
aber auch aus Fotos und persönlichen Gegenständen von den Menschen, den Arbeitern die diesen Ort mit harter Arbeit zu Wohlstand geführt haben. Diese Elemente sind es, die diesem Ort ein Gesicht geben. Jede
Beschäftigung mit Belval muss also mit der Vergangenheit beginnen, um die zukünftige Entwicklung zu verstehen.
Der Besucher verlässt den geschichtsträchtigen Boden über eine komfortable Freitreppe um sich symbolisch von dem
„Alten“ zu lösen und den Weg zu neuen Ufern zu suchen. Er betritt den eigentlichen Austellungsraum von unten in einem Atrium [dieses beleuchtet die Eingangstreppe und führt auf diese Weise mit Hilfe des
Lichtes den Weg zum Eingang] in der Mitte von dem Ausstellungsraum. Dieser besteht aus einem grossen quadratischen Raum von ca. 400m² Grundfläche der an allen vier Seiten von einer transparenten Haut aus Glas
begrenzt wird, die zugleich das eigentliche Exponat darstellt : der Ausblick. Wie soll man ein Ort in einer Ausstellung darstellen, auf dem man sich schon befindet? Die Aufständerung des Pavillons verwandelt
den Ausstellungsraum in eine Aussichtsplattform von der die Besucher Einblicke in das Geschehen auf dem Areal bekommen. Egal ob es sich um die grossartige Kulisse aus Hochhöfen, Schornsteinen oder riesigen
Hallenbauten handelt oder um das hektische Treiben der Arbeiter auf den Baustellen, der Besucher kriegt das GefĂĽhl gleichzeitig die Vergangheit des Ortes als auch seine heutige Metamorphose mitzuerleben. Doch wie
stellt man die Zukunft dar, die grossen Pläne und Visionen, die in der Realität noch nicht existieren? Genauso wie Fotomontagen und Animationen es uns erlauben unsere Vorstellung zu schärfen, wird hier die
Fassade des Austellungsraumes zur dreidimensionalen Leinwand. Dies wird erreicht über die Projektion der virtuellen Realität in die transparente Aussenhaut des Pavillons. Vor dieser vollflächig verglasten Fassade
wird punktuell eine zweite Haut bestehend aus „Holopro“ – Projektionsgläsern vorgelagert. Dieses System ermöglicht es beliebige Bilder oder Videomaterial auf eine speziell beschichtete Glasscheibe zu
projektieren . Das Ungewöhnliche besteht darin, dass erstens diese Technik unabhängig vom Umgebungslicht funktionniert und zweitens die „Leinwand“ vollkommen transparent ist. Auf diese Weise kann der Besucher
also weiterhin den „realen“ Ausblick beobachten, bekommt aber gleichzeitig die Vision des zukünftigen Stadtviertels als Animation über die Realität überlagert. Die Fassade wird dadurch zu einer
dreidimensionalen Fotomontage.
Auf diese Weise erfährt der Besucher während seinem Aufenthalt im „Skip“ die gesamte Zeitspanne vom Grundstein der
luxemburger Stahlindustrie bis zur Fertigstellung des neuen Stadtviertels. Der Pavillon wird zur „Zeitmaschine“.
Die Fassaden stellen den Bezug zum Ort her, aus dem neutralen Pavillon wird ein Bauwerk das es dem Besucher ermöglcht
die gesamte Evolution des Areals zu verstehen.
Die gesamte Hauptnutzfläche des Pavillons besteht aus einem offenen Grossraum, in dem sich die Besucher frei bewegen
und somit den Ausblick auf die Umgebung in seiner Gesamtheit erfahren. Die Nebenräume [Feuertreppe, Aufzug, Räume für Technik und Klima, Sanitärbereiche, Lager, Büro] befinden sich in den drei Baukörpern, die
die Austellungsplatte durchdringen. Die sonstigen Funktionen [Cafeteria, Empfang, Shop] sind als offene Bereich in den eigentlichen Ausstellungsraum integriert.
[Gestaltung]
Formal besticht das Gebäude durch seine einfach Geometrie, seine minmalistische Ästhetik. Die wenigen Materialien [Stahl,
Glas, Holz] schaffen ein meditativer Ort, eine statischer Ruhepol in der Hektik eines Ortes der Veränderung. Das Gebäude soll durch seine zurückhaltende Gestaltung den Blick auf das Wesentliche lenken und
trotzdem durch durch den Kontrast mit der Umgebung zum Eyecatcher werden.
[Konstruktion]
Konstruktiv besteht das Gebäude aus einem modularen Stahlbausystem mit einem Achsmass von 4.20m. Ausgesteift wird die
Konstruktion durch die drei massiven Baukörper, die den Trägerrost des Austellungsraumes druchdringen. Diese modulare Konstruktion ermöglicht es das Gebäude in Feldern von je 4.20 x 4.20m vorzufertigen und auch
leicht zu demontieren und wieder an einem anderen Ort aufzubauen. Die Neutralität des eigentlichen Gebäudes kann auch einer nachhaltigen Nutzung zugute kommen, indem es möglich wird den Pavillon an einem anderen
Ort anderswertig zu nutzen.
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